Haltung für die Tonne?

„Es ist für die Tonne…” – eine Haltung, die ich nicht habe. Doch was steckt tief in uns? K1 hat seine täglichen Rechenstreifen. Ich habe die Aufgabe, diese zu korrigieren, Anteil zu nehmen und zu begleiten. Dann ein Fehler, noch einmal nachrechnen und er gibt mir den Streifen zurück. Ich sage: „Richtig” und zerknülle vor seinen Augen den Streifen. Sofort merke ich meinen Fehler: „Oh nein. Das war Quatsch. Dein Rechnen ist wertvoll, ich habe nicht nachgedacht.” Ich erkläre ihm kurz, welchen Wert es für mich hat, dass er übt und sich so anstrengt.
Tief in mir scheint etwas zu kämpfen. Eine Erfahrung, dass es für die Tonne ist, allein mein Verstand sagt mir, es ist sinnvoll. Ich habe in der ersten/zweiten Klasse Hausaufgaben geübt. Das war die Hölle! Im Kopf habe ich es verstanden. Im Herzen hatte ich das Gefühl, es geht nicht um mich. Kein Blick auf mich und die Anstrengung. Ich kann heute noch fast alle Erinnerungen abrufen und darüber reden. Mein Kopf hat nie geschlafen. Es schien nur um eine Norm zu gehen.
Damals hätte ich gern die Hefte genommen, zerknüllt und wäre gern weit gerannt. Heute zerknülle ich den Zettel meines Sohnes. Ich glaube, auch wegen dieser Erfahrung. Doch ich versuche, meinen Sohn zu sehen. Ich höre zu und sage, welchen Weg wir gehen, zusammen. Doch ich weiß etwas in meinem Herzen: „Bildung ist nicht das Heil.” K1 ist interessiert, dankbar. Dafür versuche ich, neben ihm zu sitzen, wenn es mal schwer ist.
Auch wenn die Aufgabe für die Tonne sein könnte, der Weg ganz sicher nicht. Wir sind schon ein Stück weiter. Wir sind schon zwei, die dasitzen und wissen: „Das ist nicht lustig. Das kostet Kraft. Doch wir sehen uns und keiner muss allein weinen.” Und mein inneres Kind schaut kurz von seinen Hausaufgaben auf und lächelt mich an mit einer Träne im Auge. „Danke!” flüstert es mir ins Herz. „Es ist nicht für die Tonne…”

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