„Führst du?“
Du als pädagogisch handelnde Person – oder das Kind?
Hältst du Enttäuschung aus? Oder ist die Vermeidung von Enttäuschung die eigentliche Leitwölfin?
Ich struggle manchmal mit mir als Leitwolf. Ich bin Lernender.
Selbst autoritär erzogen, lehne ich Top-down-Führung ab. Für mich ist Leitwolf-sein keine Einbahnstraße. Ich sehe es als lernende Beziehung.
Ich weiß: Kinder brauchen Führung (Leitwölfe).
Doch erlebe ich, dass Eltern oft nicht in der Lage sind, ihre Grenzen klar zu formulieren – und Kindern kaum Raum zur Entwicklung im Umgang mit Enttäuschungen geben.
Gerade so, als müsse jedes Weinen, jede Traurigkeit um jeden Preis verhindert werden. Dann wird sofort gesprungen.
Wenn es ein Defizit gibt, wird versucht, es zu besorgen oder zu ersetzen.
Ich bin da sensibel, weil das Muster in mir selbst steckt. Ich spüre diesen Reflex und habe früher so oft nachgegeben.
Irgendwann konnte ich nicht mehr. Jeden Tag (keine Übertreibung) gab es unzählige Krisen.
Dann bin ich bei Familylab auf etwas aufmerksam geworden:
Wenn wir in Beziehung sind, gibt es die Möglichkeit, das Kind in seiner Traurigkeit zu begleiten.
Damit führen wir – und gleichzeitig stärken wir.
Situation Laternenumzug:
„Ich verstehe, dass du diese Laterne nicht magst. Wir haben keine andere …“
Dann schweige ich einige Zeit (und bin damit vor allem beschäftigt, andere Eltern davon abzuhalten, mein Kind zu bestechen, damit es nicht mehr weint).
„Was kann ich für dich tun?“
Noch nie ist ein Kind daran gestorben, nicht die Laterne zu haben, die es sich im Kopf vorgestellt hat.
Wir müssen uns klarmachen: Das Bild im Kopf passt oft noch nicht zur Wirklichkeitswahrnehmung.
Kinder „des Weges zu führen“ bedeutet eben nicht, sie die ganze Zeit vor allen schweren Wegen zu schützen.
Auf dem Bild waren wir herausfordernd unterwegs. Wir haben als Eltern geschaut: Welche Geschwindigkeit braucht das Kind? Kann es das schaffen – körperlich und entwicklungsmäßig? Und so weiter.
Na klar trage ich mein Kind, wenn es nötig ist. Und ja, als Vater prüfe ich immer wieder, ob es vielleicht doch wichtig ist, etwas zu tun – zum Beispiel doch noch eine andere Laterne zu zaubern.
Daraus lernen wir.
Weder ist Erziehen einfach, noch gibt es den einen richtigen Weg.
Ich muss Verantwortung übernehmen für mein Handeln.
Enttäuschung gehört dazu – für Eltern genauso wie für Kinder.
Sind wir Leitwölfe?



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